Alltag und Geschichte

Urlaubsfaszination hat einen Namen: Gran Canaria

Ein ganz normaler Morgen auf Gran Canaria: Bauern auf dem Weg zur Bewirtschaftung ihrer Terrassenfelder, Gruppen von Frauen und Männern auf dem Weg zu den Tomatenfeldern, abenteuerlich aussehende Männer mit furchteinflößenden Macheten arbeiten schon in den Bananenplantagen, und von weit her hört man die Motorengeräusche der Fischerboote.

Gran Canaria erwacht in seinen Ursprüngen. Das ist keine Nacherzählung früherer Tage, es ist heute noch der ganz normale Alltag, nur wenige Kilometer von den Touristenzentren an den den Stränden des Südens. Tourismus, das ist ein Teil des Lebens auf Gran Canaria, aber eben nur ein Teil. Und schon im Norden der Insel ist der Tourismus für die Menschen nicht von der Bedeutung wie im Süden. Hier wird angebaut, was auf die Teller der Hotels im Süden kommt - und was übrig bleibt, das geht in den Export.

Gran Canaria auf den Tourismus zu reduzieren, damit tut man den Menschen und der Insel selbst Unrecht. Denn Gran Canaria lebt auch von seiner Geschichte, die so wechselvoll und nicht immer friedlich war. Um zu verstehen, warum Gran Canaria heute so ist, wie es ist, kann man in das kleine Städtchen Gáldar fahren. Dort wird die Vergangenheit Gran Canarias bewahrt: in der Höhle "Cueva Pintada", die mitten in der Stadt liegt und ein faszinierendes Naturkundemuseum vorweisen kann - und die Höhle ist Teil des Museums. Ein interessanter Dokumentarfilm im 3D-Format zeigt sie in eindrucksvoller Weise: die Ureinwohner der Kanarischen Inseln, die Ur-Kanarios, von denen auch heute noch niemand genau weiß, woher sie eigentlich kamen. Aus Afrika? Aber warum waren sie dann blond und von ihrem Körperbau eher den Wikingern ähnlich? Die Spanier haben die Ureinwohner ausgerottet, bis auf etwa 200, deren Nachkommen, mit blondem Haar und blauen Augen, man immer wieder begegnet.

Cuatro Puertas

Fast schon spektakulär, nahe am putzigen Ort Telde, also gar nicht weit vom Meer entfernt, liegt die faszinierende Wohn- und Kultstätte "Cuatro Puertas" auf dem Tuffsteinberg "Montaña Bermeja". Hier haben sie gelebt, die Steinzeitmenschen in den geschützten Wohnhöhlen, nahe von Quellen, die nie versiegten, mit einem Blick auf den Atlantik, um den sie heute die Touristen beneiden. Doch damals musste man frühzeitig nahende Feinde entdecken, um zu überleben. "Cuatro Puertas" selbst ist eine riesige Höhle mit vier großen, zum Teil bearbeiteten Toren. In den Boden wurden kleinere Kanäle gemeißelt, deshalb liegt es nahe, dass es sich um eine bedeutende Opferstätte handelte, um die Götter wohl zu stimmen. Auch auf dem "Montaña Bermeja" selbst hat man eine Kultstätte entdeckt. Man hatte einst eine Rinne in Halbkreisform in den Steinboden geschlagen, um Opfer für die Götter zu bringen - mehr weiß man auch heute noch nicht.

Cenobio de Valerón

Doch "Cenobio de Valerón" bei Santa María de Guía sind wohl die beeindruckendsten Höhlen der Ureinwohner. Um die 300 Kammern und Nischen wurden in mühsamer Arbeit aus dem weichen Tuffstein mit den einfachsten Werkzeugen geschaffen. Nicht umsonst vergleicht man die Höhlen mit Schwalbennestern, so kleben sie am Berg. "Cenobio" heißt übersetzt eigentlich Klosterzelle, ob der Name tatsächlich daher kommt, das weiß niemand. Es wird auch behauptet, es seien einfache Getreidespeicher gewesen. Wie auch immer, der Anblick der Höhlen ist ein absolutes Erlebnis.

Hat der Urlauber diese drei Zeugen der kanarischen Geschichte gesehen, wird er die Menschen, ihre Geschichte und ihre Landschaft bei einer Inselentdeckung viel besser verstehen.


 Traditionen: San Nicolás und Agüimes